Quelle: Kleine Zeitung, Onlinebericht vom 23. Dezember 2014 – www.kleinezeitung.at
Bernd Hecke
Das sind Szenen, die man an keiner Volksschule sehen will: Die provisorische Schulleiterin kommt in die zweite Klasse, um die Lehrerin heimzuschicken. Sie hat ihr schon zuvor in der Kanzlei die „Dienstfreistellung“ des Landesschulrates überbracht. Die Lehrerin wollte mit ihren Schülern noch die Weihnachtsbasteleien fertig machen, nicht alles liegen und stehen lassen. Die Leiterin besteht darauf, dass sie geht, und holt den Schulwart dazu. Also verlässt die Pädagogin ihre Klasse, „ihre“ Kinder klammern sich an ihr fest und weinen.
Dass das zwei Tage vor Weihnachten passiert, entsetzt die Eltern, erzählt eine Mutter: „Wir waren schon davor Zeugen, wie die Leiterin mit unserer Klassenlehrerin grauslich umgegangen ist. Aber das war jetzt ein Tiefpunkt.“ Seit eineinhalb Jahren wehe ein rauer Wind an der Schule, seit die neue provisorische Leiterin am Hause ist. Genauso lange gebe es zwischen ihr und der Klassenlehrerin Probleme. Nicht alle Eltern sehen freilich den Frontenverlauf so klar und schlagen sich auf eine Seite. Die Lehrerin sagt zur Kleinen Zeitung: „Ich werde gemobbt, werde von der Schulleiterin und Kolleginnen ausgegrenzt, nicht gegrüßt, es gibt keine Kommunikation.“ Die Lehrerin hat sich auch schon eine Anwältin genommen. Die Leiterin will die Causa auf Anfrage „nicht kommentieren“. Sie dürfe nicht über Schulinterna sprechen. Auch der Elternvereinsobmann will sich auf keine Seite schlagen: „Wir stehen zwischen den Fronten, jede Seite stellte den Konflikt auf ihre Weise dar. Wir können nicht sagen, was stimmt. Aber diese Eskalation ist katastrophal. Der Landesschulrat (LSR) war hier viel zu lange untätig.“
Was Josef Zollneritsch, Chef des schulpsychologischen Dienstes beim SLR, bestreitet: „Wir waren hier intensiv tätig, aber die Situation ist so verfahren, dass bisher keine Maßnahme etwas gebracht hat.“ Eines sei beim Landesschulrat nicht ideal gelaufen, räumt der Psychologe ein: Erst vorigen Freitag leitete Zollneritsch ein Mediationsgespräch, bei dem sich die beiden Frauen erstmals wieder die Hand gegeben und weitere Termine für Jänner ausgemacht haben. Und am Montag flatterte bei der Schulde von anderen Stelle im LSR die Dienstfreistellung ins Haus.
„Dienstunfähig“
Die Begründung dafür: Es sei eine Überforderung aus gesundheitlichen Gründen gemeldet worden. Wegen Nervenzusammenbrüchen und Erschöpfung sie die Lehrerin möglicherweise gesundheitlich nicht dienstfähig. Sie solle sich zur amtsärztlichen Untersuchung einfinden. Dass sie manchmal mit den Nerven fertig sei, streitet die Pädagogin nicht ab, von Nervenzusammenbrüchen könne aber keine Rede sein. Dass man nach eineinhalb Jahren Mobbing angeschlagen sei, könne wohl niemanden überraschen.
Ihre Anwältin Irmgard Neumann ist angesichts der Eskalation vor Weihnachten fassungslos. Die Bandagen könnten noch härter werden: „Wir streben immer noch eine außergerichtliche Lösung an. Aber jetzt breite ich auch eine Mobbingklage vor.“ Josef Zollneritsch appelliert so knapp vor Weihnachten an die Besonnenheit beider Seiten: „Wir sollten weiter an einer Lösung arbeiten. Und vor allem den Konflikt nicht auf dem Rücken der Kinder austragen!“